Österreich: Medizinisches Cannabis für Patienten
Die rechtliche Lage für Cannabispatienten in Österreich ist deutlich restriktiver als in Deutschland oder der Schweiz. Cannabisblüten sind hier nicht als Medikament zugelassen – weder für Einheimische noch für Reisende. Wer Cannabis als Medizin benötigt, kann ausschließlich auf Dronabinol (THC in Reinform) oder das Mundspray Sativex zurückgreifen.
Dronabinol wird in spezialisierten Apotheken hergestellt, meist in Form von öligen Tropfen oder Kapseln. Sativex kombiniert THC und CBD in einem Spray und kommt in der Regel bei Spastiken im Rahmen von Multipler Sklerose zum Einsatz. Beide Medikamente sind rezeptpflichtig. Anders als in Deutschland gibt es in Österreich keine Möglichkeit, Cannabisblüten wie Bedrocan oder Tilray offiziell auf Rezept zu erhalten.
Ein weiteres Problem für Patienten sind die Kosten. Krankenkassen übernehmen die Therapie nur selten, etwa in der Palliativmedizin, bei MS-Spastik oder bei Nebenwirkungen von Chemotherapien. In der Regel tragen Betroffene die Kosten selbst – und diese sind hoch: Dronabinol kostet häufig zwischen 200 und 400 Euro pro Monat, Sativex sogar 500 bis 700 Euro.
Für eine Verschreibung ist es notwendig, einen Arzt zu finden, der die Therapie für sinnvoll hält. Meist sind dies Fachärzte für Schmerzmedizin, Neurologie oder Palliativmedizin. Sie können ein Rezept ausstellen, das dann in einer entsprechenden Apotheke eingelöst wird.
Wer nach Österreich reist, muss besonders vorsichtig sein. Auch Patienten aus dem Ausland dürfen keine Cannabisblüten mitbringen – selbst wenn sie dort legal verschrieben wurden. Erlaubt ist lediglich die Mitnahme von Dronabinol oder Sativex, sofern eine Schengen-Bescheinigung vorliegt. Dieses Dokument bestätigt, dass das Medikament rechtmäßig verschrieben wurde, und wird vom behandelnden Arzt ausgestellt und von der zuständigen Gesundheitsbehörde beglaubigt. Ohne dieses Formular riskieren Reisende, dass ihre Medikamente beschlagnahmt werden.
Für längere Aufenthalte in Österreich empfiehlt es sich, frühzeitig mit einem lokalen Arzt Kontakt aufzunehmen. Ausländische Rezepte können nicht direkt eingelöst werden. Mitgebrachte Unterlagen wie ein Arztbrief oder eine Therapieempfehlung erleichtern es, österreichische Ärzte von der Notwendigkeit der Behandlung zu überzeugen.
Auch wenn die Situation für Patienten komplizierter ist als in manchen Nachbarländern, gibt es seriöse Anlaufstellen für Informationen, Beratung und Unterstützung. Patientenorganisationen, Fachgesellschaften und Apotheken helfen dabei, den Zugang zu einer Therapie zu klären und die rechtlichen Vorgaben einzuhalten.
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